Ich beneid‘ euch, ihr robusten

Menschen, die ihr selbst im Sturm

steht verwurzelt in der Erde

fest wie ein granit‘ner Turm,

 

die ihr biegt euch, statt zu brechen,

wenn die Leidenschaft zu wild,

die ihr stets noch wißt Arznei euch,

daß sie eure Schmerzen stillt,

 

die ihr nicht verbrennt im Feuer,

wenn es wütet, wenn es wühlt,

die ihr stets noch habt ein Mittel,

daß es euch die Herzen kühlt.

 

Ihr seid nicht wie Schilf im Winde,

nicht Getrieb‘ne einer Macht,

die zu steuern nicht in euch liegt,

Leiden immer neu nur schafft,

 

die Genügen macht unmöglich,

auf daß unstillbar sie sei:

Ich beneid‘ euch, schlichte Herzen,

ich beneid‘ euch, – ihr seid frei!

1984

 

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