Erläuterungen zu „Die Liebesnacht von

Pompeji“ („Arria Marcella“)

 

Studj: Museo Studii, das archäologische Museum Neapels, so genannt, weil das Gebäude von 1777 an die Universität beherbergte. Stendhal erwähnt es in „Rom, Neapel und Florenz“ und nennt es ebenfalls Studj.

Corricolo: auch corriblolo, kleine Kalesche mit zwei Rädern für bis zu einem Dutzend Fahrgäste, gewöhnlich von einem Pferd gezogen, bisweilen zur Verstärkung auch von einem zweiten.

Auber: Daniel François Esprit Auber (1782–1871), französischer Komponist; die Brüsseler Aufführung seiner Oper „La muette de Portici“ („Die Stumme von Portici“, 1828) soll 1830 das Signal zum Aufstand gegen die Niederlande gegeben haben.

Biremen, Triremen: seit etwa 700 v. Chr. Galeeren mit zwei bzw. drei Reihen von Ruderern.

Hamlet: 5. Akt, 1. Szene: „Alexander starb, Alexander wurde begraben, Alexander wurde zu Staub; der Staub ist Erde; aus der Erde machen wir Leim; und konnte mit diesem Leim, worin er verwandelt wurde, nicht eine Bier-Tonne gestopft werden? Und so kann der Welt-Bezwinger Cäsar eine Spalte in einer Mauer gegen den Wind gestopft haben.“

Cicerone: Fremdenführer, siehe auch: Jacob Burckhardt (1818–1897), „Cicerone: Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens“ (1855).

Thermen: Die sogenannten Stabianer Thermen (Forumsthermen), benannt nach der Via Stabiana, an der sie lagen.

matutini erunt: Sie werden früh am Morgen (da) sein.

Goethe: Epigramme, Venedig, 1790: „Sarkophagen und Urnen verzierte der Heide mit Leben.“

Peristyl: Säulenhalle oder Säulengang, der einen offenen Hof einrahmt.

Cubiculum: Schlafgemach

Elfenbeinpforte: Die antike Mythologie unterschied zwischen der Tür aus Horn, durch die die wahrhaften Träume, und die Tür aus Elfenbein, durch die die trügerischen Träume eintreten; vgl. Homer, „Odyssee“, XIX. Gesang, Vers 562-567: „Denn es sind, wie man sagt, zwo Pforten der nichtigen Träume:/Eine von Elfenbein, die andere von Horne gebauet./Welche nun aus der Pforte von Elfenbeine herausgehn,/Diese täuschen den Geist durch lügenhafte Verkündung;/Andere, die aus der Pforte von glattem Horne hervorgehn,/Deuten Wirklichkeit an, wenn sie dem Menschen erscheinen.“

Laren: in der römischen Mythologie Schutzgottheiten der Familie, des Hauses und der Feldfluren.

Massica: Gebiet um den Berg Massicus an der Grenze von Latium zu Kampanien, in der Antike ebenfalls berühmtes Weinanbaugebiet.

Boileau: Nicolas Boileau-Despréaux (1636–1711), französischer Schriftsteller, von 1684 an Mitglied der Académie française; das Zitat stammt aus dem III. Gesang von „L‘ Art poétique“.

Triclinum: ursprünglich das Speisesofa, als Synonym auch generell für Speisezimmer benutzt.

Cacio-cavallo: Käse aus Kuhmilch in Birnenform, ähnlich dem geläufigen Parmesan über Pasta gestreut.

Salvator Rosa: Maler und Architekt (1615–1673)

Espagnoletto: José Ribera, spanischer Maler (1588–1656), der lange in Neapel lebte und dort starb.

Massimo: Massimo Stazioni, Maler und Architekt (1585–1656), stattete mehrere neapolitanische Kirchen mit Fresken aus.

Palforio: Vermutlich ein Eigenname, den Gautier als Synonym für italienische Wirte schlechthin benutzt.

Scarlat-Wine: unklar, eventuell roter Rioja

Falerner: nach dem von den Römern „falernus ager“ genannten Gebiet im Norden Kampaniens in der Antike berühmter Wein, heute Bezeichnung für trockene Tischweine aus der Gegend um Formia.

Carlin: Währung in Gold- und Silbermünzen im Königreich Neapel des 18. Jahrhunderts; lange Zeit in Italien generell als Bezeichnung für Geld benutzt.

Duilius: Konsul Nepos Duilius, Kommandant der römischen Flotte zu Zeiten des ersten Punischen Krieges gegen die Karthager (261 v. Chr.); zur Ehrung für seinen Sieg über die Karthager wurde er jeden Abend auf dem Weg in sein Haus von Flötenspielern und Fackelträgern begleitet.

gaditanische Tänzerinnen: Gades, andere Bezeichnung für Cadiz in Spanien; Juvenal beschreibt die Tänze der Frauen aus Gades als erotisch aufreizend.

Debats: französisches Journal

Polybos: griechischer Historiker des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, besonders ausgeprägter Kenner der Kriegskunst.

Demoustier: Charles-Albert Demoustier (1760–1801), französischer Schriftsteller, Verfasser von Gedichten, Opern-Libretti und Komödien, Autor der „Lettres à Émilie sur la mythologie“.

Horace Vernet: französischer Maler und Grafiker (1789–1863); Gautier steht mit seiner Verachtung Vernets im Übrigen nicht allein da. So urteilt beispielsweise Heinrich Heine: „Vernet, der vielseitigste Maler, der alles malt, Heiligenbilder, Schlachten, Stilleben, Bestien, Landschaften, Porträte, alles flüchtig, fast pamphletartig.“

Paul Delaroche: französischer Maler (1797–1856), einer der bekanntesten Historienmaler des 19. Jahrhunderts, auch beliebter Porträtist.

Aspasia: zweite Gemahlin des Perikles (um 470 bis 410 v. Chr.), berühmt wegen ihrer Schönheit und Intelligenz.

Diane de Poitiers: Herzogin von Valentinois (1499–1566), Geliebte König Heinrichs II. von Frankreich; der Bildhauer Jean Goujon schuf eine Statue der kunstsinnigen Aristokratin, die heute im Louvre steht.

Johanna von Aragon: Johanna die Wahnsinnige (1479–1555), Königin von Kastilien und León, verfiel nach dem Tod ihres Mannes Philipp 1506 in Depressionen, von denen sie sich bis zu ihrem Tod nicht mehr erholte; blieb zwar formal Königin, jedoch führten zunächst ihr Vater und später ihr Sohn, der spätere Kaiser Karl V., die Amtsgeschäfte.

Moloß: Hunde des griechischen Stammes der im Epirus-Gebirge beheimateten Molosser, Vorläufer der heutigen Kampfhunde Mastino Napoletano.

oskisch: Abgeleitet vom altitalischen Volk der Osker, deren Sprache sich im 5. vorchristlichen Jahrhundert über die ganze Appenin-Halbinsel ausbreitete; in Pompeji wurden zahlreiche Zeugnisse der aus der etruskischen Schrift entwickelten eigenen oskischen Lettern gefunden.

Nundinae: lat. Wochenmarkt, Markttag

Davus: gängiger Name für Sklavenfiguren, unter anderem in Plautus‘ „Amphitryon“ und Terenz‘ „Andria“ („Das Mädchen von Andros)“.

Aedilen: Römische Beamte, Hilfskräfte der Volkstribunen, zu deren Funktionen die Ausübung der polizeilichen Gewalt gehörte.

hic habitat felicitas: hier wohnt (das) Glück

Jettatura: besonders in Süd-Italien weit verbreiteter Aberglaube des bösen Blicks; Gautier widmete ihm unter diesem Namen eine eigene Novelle.

Ioway, Botokuden: nordamerikanischer, in Missouri beheimateter, und brasilianischer Indianerstamm.

Advena, salve: sei gegrüßt, Fremder.

De viris illustribus, Selectae e profanis: in Frankreich bis heute weitverbreitete Latein-Lehrbücher.

Abundantia: römische Göttin des Überflusses

Athene-Fest: Panathenäen, das älteste und berühmteste Fest von Athen, das zu Ehren der Stadtgöttin Athene im Hochsommer gefeiert wurde. Mittelpunkt war eine Prozession, die bei Tagesanbruch begann.

Prologus: im griechischen Theater eine eigenständige Figur, die die Einleitung (Prolog) sprach; häufig auch der Autor des Stückes selbst.

alkyonische Tage: Alkyone, in der griechischen Sage die Gemahlin des Keyx, wurde wegen ihrer Trauer um ihren ertrunkenen Gatten von Zeus in einen Eisvogel verwandelt. Während ihrer Brutzeit ließ Zeus alle Winde ruhen, daher alkyonische Tage = Tage glücklicher Ruhe.

Kleomenes: nicht genauer zu identifizierender griechischer Bildhauer; eine „Pudica“-Statue in den Uffizien in Florenz, auf die sich Gautier vermutlich bezieht, trägt die Inschrift „Kleomenes, Sohn des Apollodoros aus Athen“.

eingelassene Steine: „Um die Straßen überqueren zu können, ohne sich den Saum der Toga (am überall herumliegenden Unrat) einzusauen, erfanden die Pompejaner eine Art Zebrastreifen. Hohe, abgeflachte Steine, die quer über die Straße von einem Bordstein zum anderen verlegt waren, ermöglichten einen Wechsel trockenen Fußes auf die gegenüberliegende Straßenseite.“ (Spiegel 39/2002)

cipolinischer Marmor: heller Marmor aus Kalkkristallen mit feiner, schlangenförmiger Maserung; das Wort leitet sich aufgrund des Musters vom italienischen „cipolla“ (Zwiebel) ab.

Sosimus von Pergamon: nicht genauer zu identifizierender Bildhauer der Bildhauerschule, die im 2. vorchristlichen Jahrhundert in Pergamon bestand.

Byssus: feinfädiges, zartes Gewebe aus Seide, Flachs oder Baumwolle.

Peplum: Ärmelloses Frauengewand der griechischen Antike aus einem rechteckigen Tuch, das oben einen Umschlag erhielt und auf der Schulter zusammengehalten wurde.

Cyndus: Fluß im antiken Kleinasien, wo Marc Anton 42 v. Chr. ein Prunkfest zu Ehren Cleopatras ausrichten ließ.

Tyndareos: König von Sparta und Ehemann der Leda, mit der Zeus Helena zeugte.

Ixion: Gestalt aus der griechischen Mythologie; als Ixion versuchte, Zeus’ Gemahlin Hera zu verführen, schuf der Göttervater eine Wolke nach Heras Ebenbild, von der Ixion sich täuschen ließ.

Larve: Hier mit doppelter Bedeutung: In der römischen Mythologie standen die Larven als feindlich gesinnte Quälgeister den wohlgesonnenen Laren (siehe oben) gegenüber.

Empousa: Nächtlicher Dämon der griechischen Mythologie, dessen Gesicht von Feuer glänzt und dessen ganze Erscheinung blutgetränkt ist; hat meist nur einen Fuß oder aber einen menschlichen und einen eisernen; verkörpert weiblichen Vampirismus.

Phorkyas: Synonym für die Gorgonen, Töchter des Meergottes Phorkys und seiner Gemahlin Keto; zusammen mit Empousa „populär“ geworden durch den 3. Akt des zweiten Teils von Goethes „Faust“ als ein dreifaches Gebilde mit drei Köpfen, einem Auge und einem Zahn.

Angelus: Das Angelusläuten begleitet das (katholische) Gebet „Angelus Domini“, das dreimal am Tag gebetet wird, in der Regel um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr.

San-Carlos-Theater: Das 1737 erbaute klassizistische Teatro San Carlo ist neben der Mailänder Scala und La Fenice in Venedig das bedeutendste Opernhaus Italiens.

Amalia Ferraris: italienische Tänzerin (1830–1904)